Der Kapellenfleck am Kaiserweg

38700 Braunlage
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Der Kapellenfleck am Kaiserweg

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Als „Kapellenfleck“ wird eine Wallanlage nebst Kapellenruine bezeichnet, die etwa 3,5 km südlich von Braunlage direkt am Kaiserweg liegt. Als „Kaiserweg“ bezeichnet man eine alte Harzquerung. Diese führt, aus südlicher Richtung kommend, am Kloster Walkenried vorbei, das Gebirge in nördliche Richtung querend, auf die alte salische Reichsfeste Harzburg zu und von dort nach Goslar und den Rammelsberg.

Das Abenteuer in der Übersicht

Der Kaiserweg gehörte zu einem System von Wegen, die zum einen dazu dienten den Harz auf kürzeste Distanz zu überqueren und zum andern, Erze und Hüttenprodukte zu den nahen Schmelzhütten zu transportieren. Diese befanden sich im Brunnenbachtal sowie in Münchehof und in anderen benachbarten Verhüttungsstätten des Pendelbachwaldes (1224-1284 urkundlich nachgewiesen). Der Kapellenfleck stand wohl in engem Zusammenhang mit der Ausschöpfung der Erzvorkommen im Harzgebiet.

Nach einer alten Urkunde schenkte Graf Sibodo von Scharzfeld im Jahr 1257 dem Zisterzienserkloster Walkenried eine Kapelle im Harzwald. Bei Ausgrabungen von J. Brinckmann im Jahr 1897 wurden die halbmeterhohen Mauern eins kirchenartigen Grundrisses freigelegt, bei dem es sich wahrscheinlich um die gesuchte Kapelle handelt.

Die Kapelle wurde wohl als Rast- und Gebetsstätte für Reisende genutzt, die dort auch ein Quartier für die Nacht fanden. Ferner kann es auch eine Wechselstation für Zuggespanne gewesen sein. Die Kapelle wird von einem Wall mit vorgelagertem Graben umgeben. Die Frage, was zuerst war – die kleine Kapelle oder die Wallanlage – lässt sich bisher nicht eindeutig beantworten. Zuletzt wurde die Anlage von Studenten der TU Hannover, unter Anleitung des Archäologen Dr. Lothar Klappauf, untersucht. Seiner Meinung nach wurde die Kapelle zuerst errichtet. Die Wallanlage, wenn sie denn in direktem Zusammenhang zur Kapelle stand, wurde dann sicherlich als Befestigungsanlage errichtet. Die Anlage besaß vermutlich die Form eines Trapezes mit etwa 70 m Länge in Nord-Süd-Richtung und rund 40 m Länge in Ost-West-Richtung. Sie bestand aus einem äußeren Graben und einem inneren Wall, der mit Bruchsteinen verstärkt war. Seine Spuren sind jetzt im Norden und Westen nur noch undeutlich erkennbar. Die Kapelle stand – ostwestlich ausgerichtet – etwa in der Mitte des Befestigungswerks. Im Süden der Wall- und Grabenanlage findet sich der Ansatz eines Zangentors, was auf eine Nutzung als Befestigung hindeutet. Zangentor wird bei einer Befestigungsanlage ein Tor genannt, das zwischen nach innen schwenkenden Außenmauern tief eingebettet ist. Ankömmlinge mussten sich dem Tor durch den auf diese Weise entstehenden Hohlweg nähern und konnten beidseitig von der Mauer aus abgewehrt – in die Zange genommen – werden. Im Osten, etwa 70 m entfernt vom äußeren Wall, sind die Überreste eines Brunnens noch heute sichtbar. Siedlungsfunde in seiner unmittelbaren Umgebung deuten auf eine Besiedlung am Ort hin.

Die Kapelle konnte auf der Grundlage der Zeichnung von Brinckmann aus dem Jahre 1897 rekonstruiert werden. Der Bau hatte demnach eine Gesamtlänge von 21,20 m und eine maximale Breite von 6,80 m. Dem Kirchenschiff schloss sich im Osten ein rechteckiger Chorraum und im Westen eine Vorhalle an. Das etwa 0,85 m starke Mauerwerk bestand aus Grauwacken, die teils mit Lehm und teils mit Gips vermauert wurden.

Der Kapellenfleck stellt im Harz eine Besonderheit dar, denn es konnten bisher nur sehr wenige steinerne Sakralbauten auf seinen Hochflächen nachgewiesen werden.

Zu erreichen ist der Kapellenweg über den Kaiserweg. Nahegelegene Parkplätze befinden sich an der „Lausebuche“ direkt an der B 27, an der Schutzhütte am Nullpunkt oder beim Jugendwaldheim Brunnenbachsmühle.