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Wie andere Harzer Flüsse bahnte sich in mittelalterlichen Zeiten auch die Selke im nördlichen Harzvorland ihr Bett durch eine große Aue, die nicht ohne weiteres passierbar war. Bei Gatersleben befand sich aber eine Furt, ein Selkeübergang, der für die alte Heer- und Handelsstraße von Magdeburg nach Nordhausen von Bedeutung war. So ist an dieser Furt der Ort, und zu beider Schutz eine Burg, errichtet wurden, die 964 erstmals als „Gatersleve“ genannt wurde.
Das Grundwort des Orts- und Burgnamens deutet aber auf eine viel ältere, aus der Germanenzeit stammende, Gründungsgeschichte hin. Dem Ort Gatersleben wird auch die eigenständige archäologische Kultur gleichen Namens zugeordnet. Bei der Gaterslebener Kultur handelt es sich um eine frühsteinzeitliche Kultur, die etwa zwischen 4300 und 3900 v. Chr. bestanden hat. Dieses Gräberfeld wurde 1953 von dem Archäologen Ulrich Fischer ausgegraben und benannt. Es fanden sich Felsgesteingeräte und Querbeile, zumeist unretuschiertes Feuersteingerät, einige wenige Knochengeräte und Schmuck (Hirschzähne, Marmorarmringe, Miniaturbeile, Muschelknöpfe und Perlenketten).
Die Keramik wird in drei Phasen eingeteilt. Es handelt sich um grautonige, meist profilierte Keramik, die zu Beginn der Entwicklung unverziert ist. Charakteristisch sind Kugelbecher, dreigliedrige becherartige Gefäße, Bauchknicktöpfe, konische Näpfe, ösentragende flaschenartige Gefäße und Standfußschalen. Im Laufe der drei Stufen werden die Gefäße immer stärker profiliert. Die regulären Bestattungen wurden in Flachgräber, die keine bestimmte tiefe aufweisen, vorgenommen. Die Toten wurden in Körperbestattungen mit Hocklage beigesetzt, doch kommen auch Brandgräber vor. Die Gaterslebener Gruppe folgt in Mitteldeutschland auf die Stichbandkeramik und Rössener Kultur.
Die Burg, einst als Wasserburg angelegt, liegt in 112 m NN nahe der Selke am Nordrand des Dorfes Gatersleben und gehörte zum Schwabengau. Baujahr und Bauherren sind nicht überliefert, ein erster eigener Adel erstmals 1133. Die Lehenshoheit lag damals beim Hochstift Halberstadt, das zwischen 1179 bis 1183 die Burg durch den Anbau eines viereckigen Kastells grundlegend erweiterte. Dieser Anbau war sicherlich den kriegerischen Auseinandersetzungen von Bischof Ulrich mit Heinrich dem Löwen zu jener Zeit geschuldet. Im 13. Jahrhundert erhielt die Burg ein weiteres Geschoss als Rittersaal aufgesetzt. 1460 erfolgte eine Aufstockung mit Schießscharten und 1693 erhielt sie ihr heutiges Dach.
Im 18.Jahrhundert wurde die Doppelanlage der Burg dann zur preußischen Domäne. Die Burg bestand aus einer großen ovalen Rundburg mit den Abmessungen 130×180 m, mit zwei Wassergräben und Zwischenwall, sowie aus dem östlich daneben gebauten quadratischen Kastell von 53 x 53 m. Das Kastell war umgeben von einer breiten Berme und zwei Wassergräben mit Zwischenwall analog der Rundburg. Auf der Westseite befindet sich ein breiter Zwinger und an der Nordseite des Kastells ein Wohnturm von 12 x 17,5 m mit zwei Keller- und drei Obergeschossen.
Viele Baulichkeiten sind zwar durch die Domäne umgenutzt und umgebaut worden, in ihrem wesentlichen Bestand aber erhalten. So zeugen die wehrhaften Mauern der riesigen Rundburg von der einstigen Wehrhaftigkeit der Gaterslebener Burg. Auch der Bergfried des Kastells ist als Wohnturm mit seinem Hocheingang in 7 m Höhe erhalten. Die Außenwälle und Gräben sind abgetragen bzw. zugeschüttet. Die Burg wird heute als Gemeindeverwaltung und zum Wohnen genutzt.