St. Cyriaci und St. Nicolai Kirche in Schwenda

Alte Hintergasse, 06536 Südharz OT Schwenda
ab 0 €

Hier kommst du direkt zum Abenteur. Plane jetzt deine Reise in den Harz.

St. Cyriaci und St. Nicolai Kirche in Schwenda

Hier kommst du direkt zum Abenteur. Plane jetzt deine Reise in den Harz.

Die Schwendaer St. Cyriaci und St. Nicolai-Kirche ist einer der bedeutendsten Sakralbauten der Harzregion und wird auch als „Kleine Frauenkirche“ bezeichnet.

Der achteckige Barockbau mit Kuppelaufbau, der sich sich zu einem zweistöckigen turmartigen Aufbau verjüngt, hat sehr viel Ähnlichkeit mit der Frauenkirche in Dresden nur ein wenig kleiner ist er.

 

Das Abenteuer in der Übersicht

Ursprünge des Ortes Schwenda

Schwenda, ein idyllischer Ortsteil der Gemeinde Südharz im Landkreis Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt, ist ein wahrer Schatz der Harzregion. Die Ursprünge des Ortes reichen zurück bis ins Jahr 532, als er erstmals als „Wenda unterm Berg im Harzgau“ urkundlich erwähnt wurde. Die topografische Bezeichnung „unterm Berg“ bezieht sich auf den imposanten Großen Auerberg. Schwenda ist somit eine der ältesten Ortschaften in der gesamten Harzregion und gehörte einst zum Besitz der Grafen zu Stolberg und zum Amt Hayn (Harz) der Grafschaft Stolberg im Mittelalter. Ab dem Jahr 1815 gehörte der Ort zum Regierungsbezirk Merseburg der preußischen Provinz Sachsen und war Bestandteil des Kurfürstentums Sachsen.

Die „Kleine Frauenkirche“ von Schwenda

Trotz seiner geringen Einwohnerzahl von ungefähr 580 Menschen besitzt Schwenda eine außergewöhnliche Kirche, die von den Einheimischen liebevoll als „die kleine Harzer Frauenkirche“ bezeichnet wird. Es handelt sich um ein evangelisches Gotteshaus, das St. Cyriaci und St. Nicolai gewidmet wurde. Die Kirche befindet sich mitten in dem verschlafenen Unterharzer Dorf, das in den meisten Harzer Tourismusführern nicht erwähnt wird. Doch die Architektur des Gebäudes fasziniert auf den ersten Blick: Sie unterscheidet sich deutlich von anderen kleinen Harzer Kirchen. Die Struktur erinnert sofort an die wieder erstandene Dresdner Frauenkirche – ein achteckiger Barockbau mit einem Kuppelaufbau, der sich zu einem zweistöckigen Turm verjüngt. Alles ist ähnlich wie in Dresden, nur in kleinerem Maßstab.

St. Cyriaci und St. Nicolai Kirche von Schwenda

Wie ist es möglich, dass eine so prächtige kleine Kirche in einem unbedeutenden Dorf mitten im Unterharz errichtet wurde? Die Geschichtsbücher zeigen, dass die Schwendaer bereits im 13. Jahrhundert eine eigene Kirche besaßen. Allerdings lässt der Name der Kirche – St. Cyriaci – auf ein viel älteres Entstehungsdatum schließen. Der heilige Cyriaci, über dessen Leben nur wenig bekannt ist, wurde im Jahr 306 in Rom während der Christenverfolgung durch Kaiser Diokletian enthauptet und zum Märtyrer. Es ist bekannt, wo Cyriacus begraben wurde, aber diese Stätte existiert heute nicht mehr. Gemäß der Überlieferung des Klosters Lorsch wurden seine Gebeine im Jahr 847 in die Stiftskirche St. Cyriaci in Neuhausen bei Worms überführt, die später durch Kriegshandlungen mehrfach zerstört wurde. Im 9. und 10. Jahrhundert wurden seine Gebeine als Reliquien in verschiedene Kirchen verteilt, deren Schutzpatron St. Cyriacus wurde. Aus all diesen Fakten ist zu schließen, dass die Kirche in Schwenda ebenfalls aus dieser Zeit stammt.

Die Legende zur „Kleinen Frauenkirche“

Die Geschichte der „Frauenkirche“ im barocken Stil ist legendär. Zu Beginn der Neuzeit war der Harz ein wichtiger Bergbaustandort in Europa und zog auch italienische Prospektoren an, die auf der Suche nach Mineralien waren. Diese Fremden wurden Venediger genannt und es wird angenommen, dass sie auf der Suche nach Glasentfärbern und Glasfarben für die Glasherstellung in Murano waren. Im Jahr 1578 wurde eine Venedigerfamilie während eines schweren Gewitters von einem Blitz getroffen und bis auf die einjährige Mathilde getötet. Das kleine Mädchen wurde vom Pastor aufgenommen und zwölf Jahre später von ihren Verwandten aus Venedig wiedergefunden. Als Dank für die Versorgung von Mathilde stifteten sie eine erhebliche Geldsumme für den Bau einer Kirche in Schwenda, die im prachtvollen Rundbau-Stil des Petersdoms erbaut werden sollte. Es wird berichtet, dass die Spende den Stolberger Grafen übergeben wurde.

Woher stammen die Baupläne der „Frauenkirche“ von Schwenda

Der Bau einer neuen Kirche wurde zunächst nicht in Angriff genommen, da bereits eine Kirche vorhanden war und der Rundbau als Problem galt. Erst als die alte Kirche baufällig wurde, begann man mit dem Neubau. Unter der Leitung des Stolberger Kammer- und Bergrates Johann Friedrich Penther wurde die Kirche von 1736 bis 1738 erbaut. Penther war weder Baumeister noch Architekt, es wird deshalb vermutet, dass er nicht der Urheber der Pläne für den komplizierten Kuppelbau war. Es wird dagegen angenommen, dass die Entwürfe von George Bähr stammen, dem Erbauer der Dresdner Frauenkirche. Diese Vermutung ist jedoch fraglich, da sie auf der Tatsache beruht, dass beide aus Fürstenwalde stammen. Es ist jedoch unklar, ob Penther aus dem Erzgebirgsdorf Fürstenwalde stammte oder einem der anderen vier Orte mit diesem Namen. Außerdem bestand ein erheblicher Altersunterschied zwischen den beiden, da Bähr bereits in Dresden tätig war, als Penther geboren wurde.

Wer löst das Geheimnis um die „Kleine Frauenkirche“?

Es existieren keine bestätigten Fakten bezüglich des Baues der Schwendaer Kirche. Die Legende der Stiftung konnte bisher auch nicht verifiziert werden. Allerdings steht fest, dass dieser bemerkenswerte Kuppelbau in Schwenda errichtet wurde und als eine Art „jüngere Schwester“ der bekannten Dresdner Frauenkirche betrachtet werden kann. Das Geheimnis um die „Schwendaer Frauenkirche“ bleibt somit weiterhin ungelöst und fordert zur Entschlüsselung auf.

Märchenhafte und fantasievollen Gemälde

Die St. Cyriaci und Nicolai-Kirche in Schwenda ist ein Juwel der sakralen Architektur in der Harzregion und beeindruckt nicht nur durch ihre Bauweise. Der renommierte Künstler Karl Völker (1889-1962) aus Halle, dessen Werke während der nationalsozialistischen Herrschaft als „entartete Kunst“ verfemt wurden, schmückte die Kirche im Jahr 1938 mit atemberaubenden Gemälden aus. Insbesondere seine märchenhaften, fantasievollen Szenen rund um das venezianische Findelkind sind von unvergleichlicher Schönheit.

Ein Besuch in der „Kleinen Harzer Frauenkirche“ in Schwenda hinterlässt unvergessliche Eindrücke, ähnlich wie der Anblick ihrer großen Pendants in Dresden und Rom. Schwenda beherbergt mit seiner Kirche ein herausragendes Baudenkmal, das zudem noch zahlreiche Geheimnisse birgt – einzigartig im weiten Umkreis.