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Sind Sie auch immer noch unsicher, wie hoch der Brocken wirklich ist 1142? oder 1141? Meter.
Nun, diese Diskussion ist eigentlich schon lange beendet, aber immer noch spukt die alte und überholte Angabe „1142 m“ in vielen Köpfen, Büchern, Postkarten und auch im Internet herum.
Schauen wir zur Klärung dieser Frage einmal in die Geschichte der Brocken-Höhenmessungen. Friedrich Dennert hat in seinem Band „Geschichte des Brockens und der Brockenreisen“ (Braunschweig 1954) einige ältere Höhenangaben des Berges zusammengestellt. Martin Zeiller & Matthäus Merian d.Ä. nannten den Brocken in ihrer Topographia Germaniae (1654) „von grausamer Höhe“ – genauer wusste man es damals einfach nicht. Andere historische Schriftsteller beschrieben den Brocken sogar als den „höchsten deutschen Berg“.
Friedrich Gottschalck stellte in seinem „Taschenbuch für Reisende in den Harz“ (3. Aufl., Magdeburg 1823) eine Reihe von 17 Höhenbestimmungen vom Brocken zusammen, zusätzlich 12 mit relativen Höhen. Christian Zimmermann gab in seinem Band „Das Harzgebirge“ (Darmstadt 1834) für den Brocken folgende Höhen an:
• nach Hoffmann 3506 Pariser Fuß über dem Meere = 1138,88 m
• nach Villefosse 3486 Pariser Fuß über dem Meere = 1132,39 m
• nach v. Oesfeld umgerechnet = 1077, 14 m
Ohnehin ist eine Rückverfolgung alter Messungen sehr schwer – oft sind die Zahlen Umrechnungen von Fuß und anderen Einheiten in Meter. Auch die Bezugsbasis, der Meerespegel, hat in der Geschichte immer wieder gewechselt.
Der Mathematiker und Geodät Carl-Friedrich Gauß vermaß im Rahmen der „Hannoverschen Gradmessung“ 1821 – 1825 mittels Triangulation sein sog. „großes Dreieck“ der in Blickverbindung stehenden Berge Hoher Hagen – Brocken – Großer Inselberg. Er ging bei seinen Messungen zunächst von einer Brockenhöhe von 1150 m aus. Ein späteres Nivellement ergab 1850 dann die auch heute noch gültige Höhe von 1141 m ü. NN. Die Höhe 1142 fand sich – aber nur auf Granitpfeilern, die für trigonometrische Beobachtungen aufgestellt worden waren. Damit begann die Verwirrung, denn unverständlicherweise fand die Zahl 1142 m Eingang in die Kartenwerke. Das Publikum nahm sie diese Höhe dankbar an – denn eine „höhere Höhe“ klang natürlich attraktiver …
Mit der Entwicklung der Telekommunikation und insbesondere im Zuge des Zweiten Weltkriegs geriet die Brockenkuppe dann immer stärker in den Fokus der Militärs. Nach 1945 besetzten sowjetische und später DDR-Einheiten die Kuppe und errichteten nach und nach immer mehr Gebäude, welche die Gestalt des höchsten Brockenpunktes veränderten. Ein Foto dieser Situation findet sich z.B. in Hörseljaus Band „Der Brocken – Der belagerte Berg“ (Clausthal-Zellerfeld 1994) auf S. 93.
Nach Brockenöffnung und Abzug der russischen Militärs Mitte der 1990er Jahre stand dann eine Neuvermessung an. Diese wurde durch die Landesvermessung Sachsen-Anhalt durchgeführt, die heute Landesamt für Vermessung und Geoinformation Sachsen-Anhalt genannte Behörde, und 1996 mit großer Medienresonanz öffentlich gemacht. Der Brocken ist demnach gerundet etwa einen Meter niedriger als 1142 m.
Die korrekte „neue“, aber eigentlich schon recht alte amtliche Höhe von 1140,7 m, gerundet 1141 m, wird längst im amtlichen Messtischblatt 1:25.000 Nr. 4129 Bad Harzburg, Ausgabe 2003, das ganz im Südosten auch die Brockenkuppe umfasst, in den Karten des Geokartenservers des Landes Sachsen-Anhalt und weiteren Kartenwerken dargestellt.
Die heutige Ausgestaltung des höchsten Punktes ist ein Kompromiss, der in pfiffiger Weise die überholte Zahl 1142 zeigt, indirekt aber sehr deutlich darstellt, dass die Brockenkuppe in Wirklichkeit niedriger ist.
Seit dem 1. Januar 2000 wird in ganz Deutschland das Höhensystem auf Normalhöhen zum Nullpunkt des Amsterdamer Pegels umgestellt. Das neue Normalhöhennull ist gleichzeitig die Grundlage für die entsprechende Vereinheitlichung auf europäischer Ebene. Die neuen Höhen werden in Meter über Normalhöhennull (m ü. NHN) angegeben. NHN wurde eingeführt, da für die Höhen über Normalnull das tatsächliche Schwerefeld der Erde nicht berücksichtigt wurde. Der Unterschied beträgt aber nur wenige Millimeter. Doch hier müssen wir uns umgewöhnen: die korrekte Brockenhöhe wird nun mit 1141 m ü. NHN beschrieben.
Dr. Gunter Karste, Henning Möller und Fritz Reinboth danke ich für wichtige Hinweise zum Thema.
Dr. Friedhart Knolle