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Der Entstehung der zahlreichen Höhlen im Harz gingen viele Millionen Jahre andauernde geologische Prozesse voraus. Zahlreiche dieser Höhlen wurden schon von den vor- und frühgeschichtlichen Harzbewohnern entdeckt und dienten diesen zu verschiedenen Zwecken – so auch die Baumannshöhle in Rübeland.
Diese zählt sicherlich zu den bekanntesten Harzhöhlen. Schon in der Jungsteinzeit nutzten Menschen diese Höhle als Zuflucht und Lager – vielleicht auch zu kultischen Zwecken – was gefundene Steinwerkzeuge, Knochen, Tonscherben und andere Artefakte belegen. Heute heißt die Höhle „Baumannshöhle“, was auf eine alte Sage vom Bergmann Friedrich Baumann zurückzuführen ist. Sagenhaft, aber nicht der Wahrheit entsprechend, ist diese Geschichte, denn Name kommt vermutlich von „Bumann“ – gleich böser Mann –, „Bumannsholl“ hieß die Höhle ehemals. Der Name kennzeichnet also einen Ort, den man meiden sollte, der gefährliche ist – besonders für Kinder. Bereits 1565 wurde die Höhle von Gesner erstmals schriftlich erwähnt.
Im 17. Jahrhundert mehrten sich die Nachrichten über die Höhle und verbreiteten sich. Nach dem Dreißigjährigen Krieg begann eine erste Blütezeit der Baumannshöhle. Im Laufe weniger Jahre wurden zahlreiche Beschreibungen verfasst, wovon wohl die bekannteste von Merian stammt. Auch die gräfliche Regierung nahm sich der Fürsorge für die Höhle an. Sie wurde zur Besichtigung baulich gesichert und weitere Gänge und Grotten wurden erschlossen.
Im 18. Jahrhundert wurde die Höhle zum touristischen Anziehungspunkt, auch Staatsmänner, Wissenschaftler und Reporter zählten zu den Gästen. 1777 besuchte Johann Wolfgang von Goethe die Höhle und war von ihrer Schönheit und Größe ergriffen, wovon ein begeisterter Brief an Frau von Stein Zeugnis ablegt. Goethe war so von der Höhle fasziniert, das er ihr 1783 und 1784 erneut einen Besuch abstattete. Nach der Entdeckung der Hermannshöhle in Rübeland 1866 erhielt diese den Vorzug bei den Besuchern. Grund dafür war vor allem die Unversehrtheit der Hermannshöhle im Gegensatz zur Baumannshöhle, die inzwischen stark verräuchert war. Außerdem waren zahlreiche Tropfsteine bereits dem Souvenirhandwerk geopfert worden.
1888 wurden in einer Höhlenspalte Renknochen gefunden. Als man an dieser Stelle forschte und grub, wurde eine prächtige, einzigartige, weitere Raumfolge entdeckt. Bei der weiteren Forschung wurde 1890 auch ein neuer Ausgang gefunden. Es vergingen allerdings noch über 30 Jahre bis dieser Abschnitt ab 1921 der Öffentlichkeit zugänglich wurde. Damit begann die eigentliche bis heute andauernde Blütezeit der Baumannshöhle. Die Höhle wurde in der Zeit der Weimarer Republik gereinigt, elektrifiziert und ausgebaut. Auch vermessen wurde sie, ein Höhlenplan erstellt und zahlreiche Höhlenteile erhielten zur besseren Orientierung Namen. So auch der große Hohlraum mit den Abmaßen 60 x 40 m, der Goethesaal genannt wurde und der jetzt in jedem Jahr für die Höhlenfestspiele genutzt wird. 1935/36 wurden dazu von den Nationalsozialisten auch die Bühnen geschaffen und ein eigenes Harzschauspiel wurde aufgeführt: „Der Bergmann vom rauhen Lande“. Mit Kriegsbeginn diente die Höhle offiziell für die gemeinde Rübeland als Luftschutzraum.
Versteinerungen, die drei Türmen gleichen, wurden „Hamburger Wappen“ genannt. Es folgt eine Abteilung die „Schildkrötenschlucht“ heißt und die ihr eigenes Flair durch Tropfsteine unterschiedlicher Struktur erhalten hat. Beeindruckend ist auch das „Brockenmassiv“ mit dem „Hotel“ und der „Wetterwarte“ am Ende der der Schlucht, gleichsam, als hätte die Natur Modell gestanden. Dann gelangt man in die „Palmengrotte“, die als Schatzkammer der Höhle angesehen werden kann. Ihre Farbenpracht, hervorgerufen durch unzählige Kristallstrukturen, lässt viel Spielraum für Fantasie. Ihren Namen hat die „Palmengrotte“ von einem langen, schlanken Zapfen, an dem palmenähnlich viele kleine Zapfen angeordnet sind. Dort ist auch das älteste bekannte Tropfsteingebilde, ein ca. 3,20 m hoher Stalagmit, zu bewundern. Die folgende „Säulenhalle“ birgt die wohl schönsten und zahlreichsten Tropfsteinen der Höhle. Der „Märchenwald“ ist die dann folgende Abteilung.
Stalaktiten hängen wie Eiszapfen von der Decke, Stalagmiten richten sich zwergengleich vom Boden auf und vermitteln einen märchenhaften Eindruck – dies könnte das unterirdische Reich des Zwergenkönigs aus „Das singende, klingende Bäumchen“ sein. Verstärkt wird der mystische Eindruck durch Skelette von Höhlenbären aus dem Pleistozän. Den Abschluss der Höhle bildet ein Labyrinth, das einem Gletschergebirge mit Wasserfall ähnelt. Die Baumannshöhle, mit ihrem neuen Foyer, ist spannend und hinterlässt Eindruck. Und wer noch nicht genug hat, besucht die gegenüber liegende Hermannshöhle.