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Die Burg bzw. die Burgruine befindet sich auf einem steilen Bergkegel (Allerberg) südlich des Tals der Weilröder Eller, etwa 1,1 km südwestlich von Bockelnhagen. Dieser kleine Ort liegt etwa 8 km südlich von Bad Lauterberg, gehört aber schon nicht mehr zu Niedersachsen sondern zum Thüringer Landkreis Eichsfeld. Auch die Nachbarorte Silkenrode und Zwinge liegen zu Füßen der Burg.
Die Höhenburg wurde vermutlich bereits im 12.Jahrhundert erbaut, es gibt allerdings keine schriftlichen Belege über ihre Entstehung. Ein eigenes Burggeschlecht wurde erstmals urkundlich im Jahre 1266 genannt. Demnach war sie Stammsitz der zur Südharzer Grafschaft Lutterberg-Scharzfeld gehörenden Familie Minningerode. Einer Sage nach war der ursprüngliche Name des Geschlechts Riemen und Stammvater der Römer Don Otto Corrigia, der unter Karl dem Großen diente. Er soll als Lohn für seine Tapferkeit im Kampf gegen die Sachsen das in der Grafschaft Schwarzburg gelegene Gericht Allerberg (heute Ortslage in Zwinge) erhalten haben. Sein Nachkomme Johann Rieme erhielt Ende des 12. Jahrhunderts von der Äbtissin zu Quedlinburg die im Eichsfeld gelegen Dörfer Mingerode oder Minnigeroda bei Duderstadt und Breitenberg als Lehen und soll sich nach ersteren genannt haben. Erstmals erwähnt wurde die Familie bereits Anfang des 13. Jahrhunderts mit Heidenricus de Minnigerod, der im Jahre 1203 urkundlich erscheint. Mitglieder nannten sich im 13. Jahrhundert „nobiles viri“ und waren vom 13. bis zum 14. Jahrhundert an der Reichsvogtei zu Goslar beteiligt.
Zu Beginn des 14. Jahrhunderts bestand bei den Burgherren ein Lehensverhältnis zu den Grafen von Hohnstein, dann wurde der Landgraf von Hessen-Kassel Oberlehnsherr. Zum Ende des 14. Jahrhunderts wurde die Burg auch ausgebaut und gelang nach jahrelangen Erbstreitigkeiten zum größten Teil an die Grafen von Schwarzburg. Im Bauernkrieg wurde die Burg 1525 von Aufständischen zerstört, sie muss aber noch bewohnbar gewesen oder aber wieder aufgebaut worden sein, denn 1538 setzte Rudolf von Minningerode einige Stiftsherren auf ihr fest. 1593 wurde die Burg nach Aussterben der Teilbesitzer von Minningerode von den Grafen von Schwarzburg ganz übernommen und kam 1612 durch Besetzung an die Herzöge von Braunschweig, deren Besitz 1694 gerichtlich bestätigt wurde. Durch den Wiener Kongress ging die Burg 1816 an Preußen. Bereits im Jahre 1596 wird die Burg allerdings als Ruine erwähnt. Ob sie wieder aufgebaut wurde, oder aber trotz starker Beschädigungen noch bewohnt wurde ist unklar. Es würde, im Falle einer Unbewohnbarkeit und Aufgabe der Burg, aber wenig Sinn machen, dass die Welfen ihre Ansprüche 1694 für eine Ruine gerichtlich durchzusetzen. Zur Burg gehörten im Mittelalter nach Duval und dem Wüstungsinventar Levin von Wintzingeroda-Knorr die folgenden Ortschaften: Bockelnhagen, Silkerode, Zwinge und der Neue Hof, ferner die Wüstungen: Ankerode, Kirchdorf, Müncherode, Hochstedt, Besselhagen, Weilrode.
Am 25. Oktober 1845 besuchte der Eichsfelder Heimatforscher und Schriftsteller Carl Duval die Burganlage, er fertigte zur folgenden Beschreibung auch die beigefügte Zeichnung an.
„Bald lag der Berg, welcher die Allerburg trägt, vor mir und das einzige Gemäuer, welches noch den Gipfel des Berges krönt, schaute, von der Sonne hell bestrahlt, über den hohen Waldbäumen weg wie ein Gruß aus alter Zeit in das Thal hinein.
Auf einem sehr angenehmen, rasigen Wege, auf dem hier und da an einigen Stellen Sitze angebracht sind, stieg ich unter grün, gelb und roth gefärbten Bäumen den Burgberg hinan und gelangte bald zu einem freien Platze, der in früheren Zeiten umbaut war, jetzt aber von frischem Rasen überschleiert ist und häufig fröhliche Gesellschaften der Umgegend, namentlich aus dem nahegelegenen Dorfe Bockelnhagen, zum Sammelplatze dient.
Mehrfache Pfade führen von dieser Stelle aus zu dem höchsten Gipfel des Berges. Man trifft zuerst auf eine Vertiefung, welche nach der Erzählung der Umwohner von einem verschütteten Keller, nach Anderen daher rühren soll, daß man einst hier einen Schatz fand und in der Hoffnung, deren mehrere zu entdecken, Ausgrabungen veranstaltete, die aber wahrscheinlich erfolglos geblieben sind.
Auf der höchsten, steilen Kuppe des Berges liegt das Gemäuer, welches man schon aus der Ferne über den Wald emporragen sieht. Es zeichnet sich weder durch Großartigkeit, noch durch malerische Schönheit besonders aus, ist aber als das letzte Getrümmer einer Veste, welche ein noch heute fröhlich grünendes und blühendes Geschlecht bewohnte, von besonderem Interesse.
Von weitem Umfange kann die Burg, bei der geringen Oberfläche des Berges, nicht gewesen sein; aber man erkannt noch ganz deutlich, daß sie aus zwei Theilen, aus einer Unter- und einer Oberburg bestand, welche letztere , nach Art der ältesten Vesten, nur einen Thurm oder ein festes thurmähnliches Gebäude enthielt. – Auch hier auf den höher gelegenen Punkten des Berges sind hier und da Bänke.“
Heute finden wir auf der Bergspitze einen geebneten, ovalen Burgplatz von 25 X 35 m, auf dem nordwestlich der Stumpf eines mächtigen runden Bergfrieds von 10 m Durchmesser aufzufinden ist. Um die Burganlage zieht sich ein tiefer Ringgraben mit hohem Vorwall. Andere Mauerreste werden nach der Überlieferung als Ruine der ehemaligen Pfarrkirche St. Michael gedeutet, sie diente vermutlich als letzte Ruhestätte der früheren Burgherren.
Die aus Bruchsteinen aufgebaute mittelalterliche Anlage wurde durch den Bau eines mit Ziegelsteinen errichteten Aussichtsturmes in den 1930er Jahren ergänzt. Diese Anlage ist ebenfalls zur Ruine verfallen, sie lag zwischen 1945 und 1989 in der 5-km-Sperrzone entlang der Innerdeutschen Grenze und konnte somit nicht mehr von der Bevölkerung aufgesucht werden.