Die Allerburg bei Bockelnhagen

37345 Bockelnhagen
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Auf der Gipfelregion des Allerberges entdeckt man einen ovalen Burgplatz, der sich über eine Fläche von 25 mal 35 Metern erstreckt. Auf diesem Platz stand die Allerburg.

Hierbei fällt uns nordwestlich der Überrest eines imposanten, runden Bergfrieds auf, welcher einen Durchmesser von 10 Metern besaß.

Das Abenteuer in der Übersicht

Allerburg auf dem Allerberg

Auf einem steil aufragenden Bergsporn namens Allerberg, der südlich des Tals der Weilröder Eller gelegen ist, thront eine eindrucksvolle Burganlage, die heute als Burgruine bekannt ist. Sie befindet sich etwa 1,1 Kilometer südwestlich von Bockelnhagen, einem kleinen Ort, der rund acht Kilometer südlich von Bad Lauterberg liegt. Interessanterweise zählt Bockelnhagen nun zum Thüringer Landkreis Eichsfeld, obwohl es einst zum niedersächsischen Gebiet gehörte. Die malerischen Nachbarorte Silkenrode und Zwinge liegen zu Füßen der Burg und bieten einen zauberhaften Anblick.

 

Die Entstehung der Allerburg

Die Entstehung der Höhenburg datiert vermutlich auf das 12. Jahrhundert, jedoch fehlen schriftliche Belege zu ihrer Gründung. Erstmalig wurde im Jahr 1266 ein eigenes Burggeschlecht urkundlich erwähnt, welches zur Südharzer Grafschaft Lutterberg-Scharzfeld gehörte. Als Stammsitz der Familie Minningerode diente die Burg. Eine Legende besagt, dass das ursprüngliche Geschlecht den Namen Riemen trug und von Don Otto Corrigia, einem römischen Kämpfer unter Karl dem Großen, abstammte.

Als Belohnung für seine Tapferkeit im Kampf gegen die Sachsen erhielt er das Gericht Allerberg in der Grafschaft Schwarzburg (heute Ortslage in Zwinge). Ein Nachkomme Johann Rieme bekam von der Äbtissin zu Quedlinburg im späten 12. Jahrhundert die Dörfer Mingerode oder Minnigeroda bei Duderstadt und Breitenberg als Lehen und benannte sich nach dem ersteren. Die Familie wurde erstmals Anfang des 13. Jahrhunderts mit Heidenricus de Minnigerod in einer Urkunde erwähnt. Im 13. Jahrhundert nannten sich Mitglieder der Familie „nobiles viri“ und waren vom 13. bis zum 14. Jahrhundert an der Reichsvogtei zu Goslar beteiligt.

 

Weitere Geschichte der Allerburg

Im frühen 14. Jahrhundert unterstanden die Burgherren den Grafen von Hohnstein als Lehensherren, bis schließlich der Landgraf von Hessen-Kassel die Oberlehnsherrschaft übernahm. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts wurde die Burg erweitert und nach langem Erbstreit größtenteils von den Grafen von Schwarzburg übernommen. Im Bauernkrieg wurde sie 1525 von Aufständischen zerstört, jedoch scheint sie bewohnbar oder wieder aufgebaut worden zu sein, da Rudolf von Minningerode im Jahr 1538 einige Stiftsherren auf ihr festsetzte. Nach dem Aussterben der Teilbesitzer von Minningerode wurde die Burg 1593 vollständig von den Grafen von Schwarzburg übernommen und 1612 durch Besetzung an die Herzöge von Braunschweig übergeben, deren Besitz 1694 gerichtlich bestätigt wurde. Die Burg ging infolge des Wiener Kongresses 1816 an Preußen über.

Bereits 1596 wird die Burg allerdings als Ruine beschrieben. Ob sie wieder aufgebaut wurde oder trotz schwerer Beschädigungen noch bewohnt wurde, ist unklar. Es ist unwahrscheinlich, dass die Welfen ihre Ansprüche 1694 für eine Ruine geltend machten, falls die Burg unbewohnbar und aufgegeben war. Zur Burg gehörten im Mittelalter laut Duval und dem Wüstungsinventar Levin von Wintzingeroda-Knorr die Ortschaften Bockelnhagen, Silkerode, Zwinge und der Neue Hof sowie die Wüstungen Ankerode, Kirchdorf, Müncherode, Hochstedt, Besselhagen und Weilrode.

 

Beschreibung der Allerburg von Carl Duval

Am 25. Oktober 1845 besuchte der Eichsfelder Heimatforscher und Schriftsteller Carl Duval die Burganlage, er fertigte  folgende Beschreibung an:

„Bald lag der Berg, welcher die Allerburg trägt, vor mir und das einzige Gemäuer, welches noch den Gipfel des Berges krönt, schaute, von der Sonne hell bestrahlt, über den hohen Waldbäumen weg wie ein Gruß aus alter Zeit in das Thal hinein.
Auf einem sehr angenehmen, rasigen Wege, auf dem hier und da an einigen Stellen Sitze angebracht sind, stieg ich unter grün, gelb und roth gefärbten Bäumen den Burgberg hinan und gelangte bald zu einem freien Platze, der in früheren Zeiten umbaut war, jetzt aber von frischem Rasen überschleiert ist und häufig fröhliche Gesellschaften der Umgegend, namentlich aus dem nahegelegenen Dorfe Bockelnhagen, zum Sammelplatze dient.

Mehrfache Pfade führen von dieser Stelle aus zu dem höchsten Gipfel des Berges. Man trifft zuerst auf eine Vertiefung, welche nach der Erzählung der Umwohner von einem verschütteten Keller, nach Anderen daher rühren soll, daß man einst hier einen Schatz fand und in der Hoffnung, deren mehrere zu entdecken, Ausgrabungen veranstaltete, die aber wahrscheinlich erfolglos geblieben sind.

Auf der höchsten, steilen Kuppe des Berges liegt das Gemäuer, welches man schon aus der Ferne über den Wald emporragen sieht. Es zeichnet sich weder durch Großartigkeit, noch durch malerische Schönheit besonders aus, ist aber als das letzte Getrümmer einer Veste, welche ein noch heute fröhlich grünendes und blühendes Geschlecht bewohnte, von besonderem Interesse.

Von weitem Umfange kann die Burg, bei der geringen Oberfläche des Berges, nicht gewesen sein; aber man erkannt noch ganz deutlich, daß sie aus zwei Theilen, aus einer Unter- und einer Oberburg bestand, welche letztere , nach Art der ältesten Vesten, nur einen Thurm oder ein festes thurmähnliches Gebäude enthielt. – Auch hier auf den höher gelegenen Punkten des Berges sind hier und da Bänke.“

 

Der heutige Burgenplatz der Allerburg

Auf der Gipfelregion des Berges entdecken wir heute einen einladenden, ovalen Burgplatz, der sich über eine Fläche von 25 mal 35 Metern erstreckt. Hierbei fällt uns nordwestlich der Überrest eines imposanten, runden Bergfrieds auf, welcher einen Durchmesser von 10 Metern besaß. Um die Burganlage zieht sich ein tiefer Ringgraben, welcher von einem hohen Vorwall begrenzt wird. Andere Überreste von Mauern werden als Überbleibsel der ehemaligen Pfarrkirche St. Michael gedeutet, welche vermutlich als Grabstätte der früheren Burgherren diente.

Die mittelalterliche Anlage wurde aus Bruchsteinen errichtet und in den 1930er Jahren um einen Aussichtsturm aus Ziegelsteinen ergänzt. Bedauerlicherweise ist auch dieser Turm mittlerweile zu einer Ruine verfallen. Zwischen 1945 und 1989 befand sich die Anlage in der 5-Kilometer-Sperrzone entlang der innerdeutschen Grenze und war somit für die Bevölkerung nicht zugänglich.