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Der Schulreformator Neander aus Ilfeld hieß eigentlich Michael Neumann. Ein Name, der aus einem Telefonbuch stammen könnte. Aber Michael Neumann lebte im 16. Jahrhundert.
Der Kaufmannssohn wurde 1525 in Sorau in der damaligen Markgrafschaft Niederlausitz geboren, wo er die Schule besuchte. 1543 ging er nach Wittenberg um an der dortigen Universität zu studieren.
Er war ein Schüler von Luther und Melanchthon, die seinen Werdegang wesentlich beeinflussten. Wie unter Gelehrten der damaligen Zeit üblich, übersetzte er seinen Namen „Neumann“ ins Griechische und nannte sich fortan „Neander“.
Mit Protektion seines Lehrers Melanchthon, der seinen Fleiß und seine Wissbegier zu schätzen wusste, erhielt Neander in Nordhausen eine Stelle als Hilfslehrer. Schon kurze Zeit später wurde er Konrektor und genoss schon in jungen Jahren hohes Ansehen als Gelehrter. So erreichte ihn 1550 ein Ruf der angesehenen Klosterschule Ilfeld, dem er folgte. Vier Jahre später, also 1554, erwarb er an der Universität Wittenberg nach einem ausgezeichneten Examen die Magisterwürde.
Die traditionsreiche Klosterschule Ilfeld wurde im Bauerkrieg von Aufständischen geplündert und war erst 1546 von Abt Thomas Stange als evangelische Schule neu gegründet worden.
Das Wirken von Magister Neander, der ein neuartiges Unterrichtskonzept entwickelt hatte, machte ihn und die Klosterschule schnell im ganzen Land bekannt.
Bis zu Neanders neuem Lehransatz war der Unterricht über die einzelnen Schuljahre ohne Systematik. Er konzeptionierte erstmals einen Lehrplan vom sechsten bis zum achtzehnten Lebensjahr und wurde so zu einem Vorreiter für die moderne Pädagogik.
Viel Wert legte Neander auf Latein und Griechisch, später kam sogar noch Hebräisch hinzu. Rechnen zählte für ihn zu den Selbstverständlichkeiten. Und natürlich wurde durchgehend protestantischer Religionsunterricht gehalten.
In den oberen Schulklassen kam für die Schüler Dialektik, Rhetorik, Ethik, Physik, Geschichte und Erdkunde dazu. Auch der Musik und den Künsten wurde viel Zeit gewidmet.
Neander verfasste zahlreiche Schulbücher sowie Lehrunterweisungen, darunter auch eine pädagogische Handlungsanweisung mit dem Titel „Michael Neanders Bedenken an einen guten Herren und Freund, wie ein Knabe zu leiten und zu unterweisen ist“. Neander verhalf der Klosterschule zu einem so außergewöhnlichen guten Ruf, das betuchte Eltern aus ganz Europa ihre Söhne nach Ilfeld schickten. Bis zu seinem Tod im Jahr 1595 war Neander als Rektor an der Klosterschule und wurde in der dortigen Klosterkirche auch beigesetzt.
Michael Neander war ein Pionier der Pädagogik. Er reformierte und systematisierte das Schulsystem und was besondere Anerkennung verdient. Er war der Erste, der die Naturwissenschaften in den Bildungsbetrieb der klassischen Lateinschule einbrachte. Neander war ein nicht unbedeutender Historiker. Und er war ein Gelehrter, der schon zu seiner Zeit die Schönheit und Bedeutung der Deutschen Sprache nicht nur erkannte, sondern sie wortgewaltig einsetzte.
Im zu Ehren steht heute ein Denkmal vor der ehemaligen Klosterschule.
„Ja, manchmal steckt in den drei Worten eines deutschen Sprichworts all das drin, was in den Büchern sämtlicher Philosophen an Weisheit und Bildung vorgeschrieben und überliefert ist.“