Der Goldene Sarg Wülfingerode

St. Elisabeth-Kirche, 99759 Wülfingerode
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Der Goldene Sarg Wülfingerode

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Der Goldene Sarg in Wülfingerode befindet sich in der St. Elisabeth Kirche. Um ihn webt sich eine mystische Legende. Wülfingerode ist ein Ortsteil von Sollstedt, der bei Nordhausen liegt.

Viele Harzer Sagen, Mythen und Legenden haben mehr als nur einen Funken Wahrheit in sich, das untermauert folgende Geschichte eindrucksvoll. Die Sage vom Goldene Sarg basierte auf einer Leichenpredigt, die in gedruckter Form noch heute im Universitätsarchiv Leipzig aufbewahrt wird.

Das Abenteuer in der Übersicht

Leichenpredigt in der Universitätsarchiv Leipzig

Diese Leichenpredigt, gehalten im Jahr 1684 vom Pfarrer von Wülfingerode, berichtet von dem verstorbenen Kirchenpatron Hans von Bodenhausen. Der stammte aus einer angesehenen und einflussreichen Adelsfamilie. Nach einer militärischen Laufbahn als Offizier in dänischen, niederländischen und kursächsischen Diensten trat von Bodenstein 1639 in den Dienst der Grafen von Hohnstein. Durch seine Heirat mit der Tochter des Kammerrates Christophs von Hagen auf Hüpstedt, Stöckey und Gebra, Marie Juliane, erwarb er als Mitgift unter anderem das Gut Sollstedt, zu dem Wülfingerode gehörte.

Nach seinem Tod am 17. April 1684 wurde zu seiner standesgemäßen Bestattung die erhalten gebliebene Leichenpredigt verfasst. Aus Ihr erfahren wir, das Hans von Bodenhausen von Jugend an „mit vielen Leibesbeschwerden befallen gewesen und von menschlicher Schwachheit und den anklebenden Sünden Giffte nicht befreiet gewesen“ war.

Goldener Sarg auf Kupferstich

Bei der Totenpredigt befand sich aber auch ein prächtiger Kupferstich. Der zeigt das Porträt des Verstorbenen, dargestellt als Kürassieroberst, angetan mit einem schweren Plattenharnisch. Über ihm befindet sich sein Wappen und rings im Oval angeordnet die Wappen verwandter Familien, das ganze waffenstarrend an die Zeit des Dreißigjährigen Krieges erinnernd.

Darunter ist ein Prunksarg abgebildet, in dem der Verstorbene beigesetzt wurde. Gezeigt wird ein Meisterwerk der Schmiedekunst, Kopf- und Fußende sind mit den Familienwappen bemalt. Der Deckel ist mit einem Kruzifix und der Nachbildung eines Schädels verziert, die Seitenflächen sind mit aufwendig gemalten Bibelsprüchen verziert, die sich auf Leben und Sterben des Hans von Bodenhausen beziehen.

Der Sarg hat auf jeder Längsseite 3 Füße, die als Adlerfüße ausgeführt sind, darüber sind je drei Löwenköpfe angeordnet, die eiserne Tragringe im Maul halten.

Dieser Prunksarg wurde in der Sage als „Goldener Sarg“ bezeichnet. Hans von Bodenstein wurde begraben, aber schon bald kannte keiner mehr den Ort der Bestattung, nur die Sage bewahrte das Gedenken.

St. Elisabeth Kirche in Wülfingerode

Im 19. Jahrhundert war die St. Elisabeth Kirche in Wülfingerode so baufällig geworden, dass ein Neubau notwendig wurde. Dazu wurden die alten Bauwerke aus der Zeit um 1480 abgerissen. Bei diesen Arbeiten stieß man auf eine Gruft, in der der Sarkophag des Hans von Bodenhausen gefunden wurde.

Bei dem Neubau 1857/1858 der Kirche setzte man diesen wieder an der alten Stelle bei. Und wieder war nach kurzer Zeit das Vergessen eingezogen. Die Einheimischen erzählten sich wieder die Sage vom Goldenen Sarg, aber niemand wusste mehr etwas Genaueres. Hinzu kam, dass 1865 das Pfarr- und Gemeindearchiv niederbrannte. Nur ein Grabungsbericht in der Pfarrchronik gab noch darüber Auskunft, dass der Sarg gefunden und wieder beigesetzt wurde, doch die Örtlichkeit nannte der Bericht nicht.

Goldener Sarg wird wieder entdeckt

Der Goldene Sarg geriet zunehmend in Vergessenheit, bis in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts Pfarrer Fritz Domann die Gemeinde Wülfingerode übernahm. Der interessierte sich für die Sage und wollte das Geheimnis lüften. Seine Recherchen und systematischen Nachforschungen ergaben, dass zwar das Aussehen des Goldenen Sarges sehr genau angegeben wurde, über Lage und Ort konnte er aber kaum etwas in Erfahrung bringen. Alle Angaben liefen darauf hinaus, dass die Grabkammer irgendwo tief in der Mitte der Kirche liegen musste.

Pfarrer Dormann konnte Archäologen, Denkmalpfleger und Kunsthistoriker gewinnen und gemeinsam begab man sich auf die Suche. Zuerst mit Hilfe einer Wünschelrute und am 14. Juni 1965 dann mit einem Metalldetektor und Mitarbeiter des Munitionsbergungsbetriebes Erfurt konnte ein schwerer Metallischer Gegenstand im Mittelgang der Kirche lokalisiert werden.

Grabungsarbeiten in der St. Elisabeth-Kirche

Unter schweren Bedingungen wurde der Fußboden aufgenommen und mit Grabungsarbeiten begonnen. In 1,40 Meter Tiefe stieß man dann auf eine gemauerte Grabkammer. Als die erste Abdeckplatte gehoben wurde, schimmerte es golden herauf.

Ein Sarg aus Gold?

Sollte die alte Sage vom „Goldenen Sarg“ wirklich auf wahren Begebenheiten beruhen? Und tatsächlich, am folgenden Tag konnte über eine schiefe Ebene der „Goldene Sarg“ geborgen werden. Es war allerdings kein Sarg aus reinem Gold, sondern ein großer, geschmiedeter Kupfersarg, dessen Bleche hartvergoldet waren. Strahlend, in goldenem Glanz bot sich der Sarg den Betrachtern und es war allen klar, wie die Sage vom „Goldenen Sarg“ entstanden war.

Der Sarg kann als ein Zeugnis höchster Handwerkskunst angesehen werden, der in der Übergangszeit von der Renaissance zum Barock entstand und somit von beiden Stilepochen Elemente enthält.

Der Sarg ist 2,10 Meter lang, hat eine Breite von 0,86 Meter und eine Höhe von 1 Meter. Er besteht aus Ober- und Unterteil, die aus 26 Kupferplatten zusammengesetzt und mit 373 Nieten verbunden sind. Die Seiten sind mit drei kupfernen Löwenköpfen verziert, in denen sechs eiserne Ringe als Traggarnituren befestigt sind. Alle Kupferteile sind schwer vergoldet und auf den vergoldeten Blechen sind kunstvoll Bibelsprüche und Familienwappen in Silbermalerei aufgebracht. Ein Innensarg aus Eichenholz enthielt die Überreste von Hans von Bodenhausen, die wieder an ihrem Ursprungsort beigesetzt wurden.

Restaurierung des Goldenen Sargs

1977 wurde der Goldene Sarg restauriert und in der Wülfingeroder St. Elisabeth-Kirche aufgestellt. Seit dem ist er in der wunderschönen neoromanischen Kirche zu bestaunen.

Die St. Elisabeth Kirche wurde am 28. Dezember 1979 zum Denkmal erklärt, dabei war die Ausstattung und der Goldenen Sarg Bestandteil dieser Würdigung.

Die kleine Kirche hat übrigens weit mehr zu bieten als nur den Goldenen Sarg, auch die drei bleiverglasten Buntfenster mit Stifterfiguren aus dem Jahr 1857 sind sehenswert.

Gründung des Kirchenbauvereins Wülfingerode e.V.

1997 wurde der Kirchenbauvereins Wülfingerode e.V. gegründet. Sein Vereinsmotto lautet: „Lasst doch die Kirche im Dorf!“.
Er sieht seine Bestimmung in der Erhaltung der St. Elisabeth-Kirche und deren Besonderheiten, wie den Goldenen Sarg.