Mundart – Kulturgut mit schwindender Bedeutung

Die sprachliche Verständigung im sozialen Umfeld erfolgt seit Menschengedenken überall unterschiedlich. Das Beispiel Harzer Mundart zeigt Veränderungen der Bedeutung mit der zunehmenden gesellschaftlichen Veränderung. Inzwischen gelten Menschen mit erkennbarem Dialekt sogar als mediales Aushängeschild und dürfen ausdrücklich in der Sprache ihrer »Landsleute« (Menschen aus der gleichen Region) reden.

Folkloregruppe aus dem Harz

Wie sich Dialekte entwickeln

Mundart unterliegt einer sehr persönlichen Entwicklung. Sie formiert sich über Generationen vor allem in Gebieten ohne starken Bezug zu anderen Regionen. In der Familie lernen Kinder Dialekt als erste Form der Muttersprache kennen. Später üben sie sich in der Hochsprache, um in anderen Regionen nicht nach ihrer Herkunft beurteilt zu werden. Manchmal vermischen sich Dialekte durch familiären Bezug oder soziales Miteinander. Über urige deutsche Sprache im Dialekt gibt es zahlreiche literarische Werke von Heimatdichtern. Pflege der Mundart bedeutet für die Sprecher das Ausdrücken ihrer Zugehörigkeit untereinander und in Abgrenzung zu anderen sozialen und regionalen Gruppen.

Was Hochdeutsch und Dialekte unterscheidet

Wer als Sprachneuling die Aussprache Deutsch beherrscht, ist der ganzen Sprache noch längst nicht mächtig. Denn Hochdeutsch gilt lediglich als Dachsprache und Standard. Nötig ist diese Grundform, damit sich die Menschen aller deutschen Regionen untereinander ordentlich verständigen können. Dialekt ist deutlich umfassender und weicht von vielen Standards der deutschen Rechtschreibung, Grammatik und Phonetik ab. Während Hochdeutsch so viel geschrieben wie gesprochen wird, gibt es für Dialekte nur vergleichsweise wenige schriftliche Werke.

Redewendungen – kulturelle Besonderheit der Sprache

Spontanität schafft viele deutsche Redewendungen, die oft über Jahrhunderte von anderen Menschen als normal verwendet werden. Nicht-Muttersprachler stehen häufig davor »wie der Ochs‘ vorm Scheunentor.« (begriffsstutzig, ratlos). Was soll sich ein Fremdsprachler darunter vorstellen, wenn es irgendwo aussieht »wie Kraut und Rüben« (unordentlich, chaotisch) oder er gerade bei einer Tätigkeit »einen Eiertanz aufführt« (sich umständlich anstellt)? Selbst diejenigen, die so reden, kennen selten den eigentlichen Hintergrund, oft aus spontanen bäuerlichen Alltagsgewohnheiten.

In typisch deutschen Sprachgebrauch persönlich eintauchen

Vielleicht klingt mancher Ausdruck für deutsche Sprachneulinge seltsam und sogar widersinnig. Mit Leichtigkeit verfallen selbst ansonsten hochdeutsch sprechende Muttersprachler auf gemeinsamer Wanderung in ihren Heimatdialekt. Nachfragen ist in solch unbeschwertem Miteinander ausdrücklich erlaubt. Die Erklärungen schaffen Verbindung und helfen dabei, das erlernte Deutsch und den gerade erlebten Sprachgebrauch richtig zuzuordnen. Allerdings gibt es keine Gewähr dafür, dass nach einer Harz-Visite das Sprachverständnis bei einer Begegnung in Norddeutschland besser wird. Vielmehr sollten sich Sprachinteressierte immer wieder auf neue Sprachbesonderheiten einlassen.

Mundart in überregionalen Zeiten

Genau wie das Kauderwelsch der Jugendsprache werden auch Dialekte von Fremden beäugt und oft abgelehnt. Sie gelten als volkstümlich, einfach, nicht gesellschaftsfähig. Doch beispielsweise die Dialekte der Harzer Regionen, süddeutsche Mundart oder norddeutsche Sprach-Eigenheiten erlangen neuerdings wieder mehr öffentliche Anerkennung. Es zeigt sich, dass sie als Kommunikationsmittel Sympathie der Dialektsprecher mit Mediensprechern im Hochdeutsch schaffen. Das erhöht Einschaltquoten und dient somit dem Markenerfolg von ganz oben. Dennoch verschwinden aufgrund der zunehmenden regionalen Vermischung statistisch immer mehr Dialekte aus dem sprachlichen Alltag.

Fazit:

Sprache ist eine starke Verbindung von Menschen eines Landes. Innerhalb einer einheitlichen Sprachnation gibt es zahlreiche Dialekte, die sich im Alltag entwickelten und über Generationen meist mündlich weitergegeben werden. Sprachneulinge haben oft Verständnisprobleme, um Redewendungen einer Region mit ihren bisherigen Deutschkenntnissen der Standardsprache nach deren Bedeutung statt nur nach den Worten zu verstehen.