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Die Stabkirche der ehemaligen Lungenheilstätte Albrechtshaus steht heute in Stiege.
Der Verein „Stabkirche Stiege e. V.“ hatte es sich zum Ziel gesetzt die kleine Holzkirche in einzigartiger Holzbauweise vor dem Verfall und der Zerstörung zu retten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Die Stabkirche des Albrechtshauses, ein ehemaliges Schmuckstück, wurde nach Stiege verlegt und vom Verein „Stabkirche Stiege e.V.“ in mühevoller Arbeit vor dem Verfall und der Zerstörung bewahrt. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, die einzigartige Holzbauweise der Kirche zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der Eigentümer stimmte der Übertragung des Denkmals ins Eigentum des Vereins zu. Zukünftig soll die Kirche als Begegnungsstätte dienen und somit wieder Leben in die historischen Gemäuer bringen.
Im Jahr 1904 wurde eine Kapelle in Blockbauweise für die Lungenheilstätte Albrechtshaus geplant, welche im Jahr 1897 eröffnet worden war. Die Firma W. Witte aus Osterwieck wurde mit der Planung und dem Bau der Kirche betraut. Für die Bleiglasfenster wurde die Firma Schneemelcher aus Quedlinburg engagiert, welche bereits in der vierten Generation ihr Handwerk ausübt und auch heute noch an der Restaurierung der Fenster arbeitet. Die Malerarbeiten wurden von Malermeister H. Langenstraß ausgeführt. Am 20. Mai 1905 wurde die Kirche offiziell geweiht, während der Feierlichkeiten soll auch der braunschweigische Prinzregent, Albrecht Prinz von Preußen, anwesend gewesen sein.
Die Entstehungsgeschichte der kleinen Kirche ist von einer Sage umrankt, die besagt, dass ein dankbarer Patient aus Skandinavien, der in der Heilanstalt von Tuberkulose geheilt wurde, die Kirche gestiftet hat. Dies könnte auch erklären, warum die Kirche im skandinavischen Baustil erbaut wurde.
Der Architekturstil, der für den Bau verwendet wurde, wird als Drachenstil bezeichnet, der im Jahr 1870 in Skandinavien entstand und von 1880 bis 1910 auch in Deutschland populär war. Die Kirche wurde in einer Mischung aus Blockbauweise und Stabkonstruktion erbaut, wie es bei Stabkirchen üblich ist. Die Sockel bestehen meist aus Naturstein und die Kapelle ist innen schlicht gestaltet, wobei die einzige Verzierung aus geschnitzten Drachenköpfen besteht.
Die Bauweise mittels vorgefertigter Bauteile im Stil eines Baukastenprinzips war zu ihrer Zeit revolutionär und modern. Ein solches Verfahren erlaubte es, verschiedene Gebäude mit den gleichen Bauteilen zu errichten. In Deutschland sind heute nur noch zwei Stabkirchen bekannt, die nach norwegischem Vorbild erbaut wurden – die in Hahnenklee-Bockswiese und die in Stahnsdorf. Beide wurden in den Jahren zwischen 1905 und 1911 errichtet.
Die Stabkirche ist in ihren Maßen beeindruckend – sie erstreckt sich über 23 Meter in der Länge, 11 Meter in der Breite und 9 Meter in der Höhe. Der hölzerne Glockenturm in der Mitte des Kirchenschiffs erhöht die Gesamthöhe noch weiter. Die Dachkonstruktion wurde ursprünglich mit Falzziegeln gedeckt, die jedoch später ausgetauscht wurden. An den Firsten des Dachs sind die charakteristischen Formen von nordischen Langbooten zu sehen. Früher waren diese mit Drachenköpfen geschmückt, um böse Geister abzuwehren und das Gebäude vor Unheil zu schützen.
Im Inneren der Kirche finden sich rund 110 Sitzplätze auf kunstvoll verzierten Holzbänken. Der Raum wird von drei großen, dreiteiligen Spitzfenstern mit Bleiverglasung erhellt, die dem Raum eine mystische Atmosphäre verleihen. Auf dem hölzernen Altar thront eine beeindruckende Jesusfigur am Kreuz, die durch ihre Detailverliebtheit und den gekonnten Schnitt beeindruckt. Die Wände hinter dem Altarraum sind mit mehreren Mosaikfenstern geschmückt, die das Licht auf einzigartige Weise brechen. Die erhöhte Kanzel, die auf der rechten Seite des Altars zu finden ist, ist mit kunstvollen Holzschnittarbeiten verziert, die die Handwerkskunst vergangener Zeiten widerspiegeln. Selbst die offen liegenden Träger der Dachkonstruktion sind mit kunstvollen Holzschnitzereien versehen und lassen den Raum wie ein Meisterwerk der Handwerkskunst erscheinen.
In den Jahren nach der Wende, genauer gesagt zwischen 1990 und 1993, wurde an der kleinen Kirche eine umfassende Sanierung durchgeführt. Bedauerlicherweise musste das Albrechtshaus im Jahr 1993 seine Pforten schließen. Nach verschiedenen Eigentümerwechseln und Zwischenfällen wie Brandstiftung und Vandalismus fanden sich im Jahr 2014 schließlich mutige und entschlossene Menschen zusammen, um die Rettung der Kirche in Angriff zu nehmen. Zu diesem Zweck wurde ein Verein ins Leben gerufen, der sich zum Ziel setzte, das Gebäude nach Stiege zu verlegen.
Im Jahr 2020 war es endlich soweit: Im November begann der planmäßige Abbau der Kirche am Albrechtshaus. Das Gelände in Stiege, welches sich in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs der Harzer Schmalspurbahn befand, wurde akribisch vorbereitet und der erste Spatenstich wurde erfolgreich gesetzt. Mit dem Abriss der majestätischen Kirchturmspitze im März 2021 wurde der Startschuss für den Umzug gegeben. Die Kirche wird nun an einem neuen Standort eröffnet, und zwar am 12. September 2021 – passend zum Tag des offenen Denkmals. Dieses historische Ereignis wird zweifelsohne ein unvergesslicher Moment für die Gemeinde sein.
Seit dem Jahr 2014 konnte der Verein durch die großzügige Unterstützung von Förderern und Spendern eine stattliche Summe von etwa 1,1 Millionen Euro für die Finanzierung des Umzugs aufbringen. Ein herzliches Dankeschön geht an alle, die dieses Vorhaben möglich gemacht haben.
Mit großer Freude verkünden wir, dass die Stabkirche des Albrechtshauses ab sofort unter dem Namen „Stabkirche Stiege“ bekannt sein wird.
