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Schloss Oelber ist ein Schloss im gleichnamigen Ortsteil der Gemeinde Baddeckenstedt im Landkreis Wolfenbüttel. Der Schlossbau liegt an den westlichen Ausläufern der Lichtenberge, die den nordwestlichen Teil des Salzgitter-Höhenzuges bilden.
Das Schloss, wie auch der Ort, führen den Namenszusatz „am weißen Weg“. Dieser im 16. Jahrhundert aufgekommene Namenszusatz besagt, dass Schloss und Dorf nahe einem Kalkwerk lagen. Der „weiße Weg“ war ein Verbindungsweg nach Groß Elbe, der bedingt durch den Kalkabtransport weiße Kalkspuren aufwies. Da es im Herzogtum Braunschweig noch einen Ort namens Oelper gibt, diente der Zusatz auch um Verwechselungen vorzubeugen.
Was war zuerst, Burg oder Ort? Es ist wohl so, dass beide untrennbar mit einander verbunden sind und auch gleichzeitig entstanden. Die erste urkundliche Erwähnung von Oelber erfolgte 1226 im Lehnsregister der Edelherren von Meinersen. Diese Adelsfamilie erbaute im 12. Jahrhundert die mittelalterliche Wasserburg Oelber.
Im Jahr 1296 wurden die Herren von Cramm erstmals als Mitinhaber der Burg urkundlich erwähnt. Seit dem sind die Orts- und Burggeschichte eng mit dieser Familie verbunden – bis heute. Zuvor, im Jahr 1274, verkauften die Edelherren von Meinersen die Burg mit zugehörigem Gut an die Familie von Krebs, die dann wohl ihrerseits an die Herren von Cramm weiter verkauften.
Die von Cramm mussten sich die Burg und den Gutshof über lange Zeit mit anderen Adelsfamilien teilen. Um 1390 werden die Herren von Steinberg als Mitinhaber genannt, kurz danach traten die Herren von Bortfeld an ihre Stelle.
Innerhalb der Familien waren die Rechte wiederum geteilt, was intern zu schwierigen Besitzverhältnissen führte und in einer Aufteilung in einen Ober- und Unterhof (Hauptburg und Vorburg) gipfelte.
Die Lehnsherrschaft lag wohl in den Händen des Fürstbistums Hildesheim, dem Bernhard von Meinersen, der letzte seines Geschlechts, sämtliche Titel überlässt. Hildesheim übte seine Lehnshoheit bis zum Ende der Hildesheimer Stiftsfehde im Jahr 1523 aus. 1543 kam Oelber zum Herzogtum Braunschweig, Burgherren blieben die Herren von Cramm.
In der Zeit um 1583 wurde die alte Wasserburg komplett umgebaut und auf den Grundmauern die heutige kreisrunde Schlossanlage errichtet. Der damalige Schlossherr und landgräflich-hessische Statthalter der Lande an der Lahn in Marburg, Burchard VI. von Cramm, verwandelte den mächtigen, fast geschlossenen Baukörper mit Innenhof in ein Renaissanceschloss. Vorbild war ihm wohl das Marburger Schloss.
Der umfließende Wassergraben wurde trockengelegt und verfüllt. In einer Überlieferung heißt es dazu: „Anno 1583 hat Burchard von Kram … nebest seinem Bruder Frantz von Kram das Schloß Oelber gleichsam von neuem außgebaut und vielfältig gezieret.“
Das Geschlecht derer von Bortfeld erlosch 1686, was die Verhältnisse allerdings nicht einfacher machte, da innerhalb der Familie von Cramm ein Besitzstreit ausbrach. Offiziell war die Familie erst 1766 Alleinbesitzer und 1771 waren die Eigentumsverhältnisse endgültig geregelt.
Die frühere Wasserburg Oelber spielte im Mittelalter nur eine untergeordnete Rolle. In einem Tal des Höhenzugs der Lichtenberge, abseits der großen Heer- und Handelsstraßen gelegen, war sie nicht umkämpft.
Der Standort hatte allerdings seit der Zugehörigkeit zum Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel ab 1523 eine sensible Lage im äußersten südwestlichen Zipfel des Kernlandes. Umgeben von fremden Territorien, behielten es die Braunschweiger Herzöge über alle Wirren hinweg in ihrem Besitz.
Während des Dreißigjährigen Krieges quartierte sich der kaiserliche Feldherr Graf Tilly 1626 mit seiner Truppe drei Monate lang in der inzwischen zum Schloss gewordenen Anlage ein. Noch heute trägt ein Raum den Namen „Tilly-Saal“. Nach seinem Abzug nahm das dänische Heer unter Graf Philipp Reinhard von Solms das Schloss ein und verwüstete es ebenso wie das Dorf. Tillys Truppen stellten etwa 15 km südlich von Oelber am weißen Wege die Dänen unter König Christian IV. und schlugen sie am 27. August 1626 in der Schlacht bei Lutter am Barenberge.
Wegen ihres malerischen Aussehens wurde die Schlossanlage 1960 für Außenaufnahmen des Kinofilms „Das Spukschloss im Spessart“ genutzt.
Die Haupt- oder Oberburg stellte sich als geschlossene Wasserburganlage dar, die um einen engen Innenhof errichtet war. Die Anlage verfügte über drei Geschosse mit axial angeordneten gekuppelten Rechteckfenstern. Der Zugang zum Innenhof erfolgte von Süden durch eine tonnengewölbte Tordurchfahrt, die von außen reich mit Pilastern und Renaissance-Gebälk verziert ist.
Der Ostflügel wurde im 19. Jahrhundert durch den Bau eines Treppenturmes im Bergfried-Stil aufgewertet. Nach Osten hin wurde eine größere Parkanlage geschaffen. Südlich der Hauptburg liegt die Vorburg, die als Unterburg bezeichnet wird. Diese stellt sich als langer, schlichter Rechteckbau mit Keller, Erd- und Obergeschoss dar.
Nachdem Egbert von Cramm 1974 die Schlossanlage übernahm, ließ er den traditionsreichen Besitz aufwendig renovieren. Seine Ehefrau Helena, geborene Gräfin Wolff-Metternich, machte das Schloss zum Anziehungspunkt für die gesamte Region. Sie gründete zusammen mit Anna von Veltheim, geborene Gräfin zu Rantzau, eine Event-Firma, die in der Schlossanlage und in den ebenfalls wieder hergestellten Gutsgebäuden Veranstaltungen, wie Ausstellungen, Konzerte, Auktionen, Kunst- und Antiquitätenmessen, Feste, Weihnachtsmarkt, durchführt.
Ein besonderer Anziehungspunkt für viele Besucher sind die Ritterspiele im Sommer. Ein Besuch von Schloss Oelber lohnt also aus vielfältigen Gründen!