Die Eremitage im Halberstädter Landschaftspark

38820 Halberstadt
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Die Eremitage im Halberstädter Landschaftspark

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Ja, Halberstadt hatte eine Eremitage, einen Ort der Kontemplation – oftmals auch Einsiedelei genannt. Im westlichen Bereich des Landschaftspark Spiegelsberge wurde wahrscheinlich um 1772 dieser Ort für philosophische Gespräche – fernab vom täglichen Treiben, ganz in beschaulicher Ruhe und Abgeschiedenheit – erbaut.

Das Abenteuer in der Übersicht

Viel ist über diese unterirdische Anlage nicht überliefert, mehr Fragen als Antworten verbleiben. Das Baujahr wird aus einer Veröffentlichung des Landbaumeisters Johann Christian Huth (1726 – 1804) abgeleitet. Dieser schrieb von der Verwendung von Kalkmörtel bei der Errichtung einer „40 Fuß hohen rauen Mauer“ … „an der gegen Abend stehenden Vorderseite“ der Eremitage. Dabei könnte es sich um die ursprünglich über der noch vorhandenen höhlenartigen Anlage errichtete Architektur handeln.

Angenommen wurde bisher, dass die Mauer über der Eremitage lediglich eine Attrappe war. Während der Recherchen zu dem Buch „Der Landschaftspark Spiegelsberge – Ein Stück Halberstadt voller Charme und Seltsamkeiten“ stieß Herr Wolfgang Scheidt auf eine in diesem Zusammenhang bisher nicht beachtete Textstelle in L.F.G. Goeckingks Buch „Briefe eines Reisenden an Herrn Drost von L B“ aus dem Jahr 1778. Darin heißt es: „Am Ende der Berge hat der Besitzer vor einigen Jahren noch ein Gebäude aufführen lassen, worin ein artiger Saal, einige Kubikmeter und unter den Felsen, worauf es steht, Grotten in den Fels gehauen, mit kolorierten Statuen besetzt sind, die mich selbst beim Eintritt so täuschten, dass ich sie für Mönche und Nonnen hielt.“ Ein Kratzensteinscher Plan von 1788 bestätigt diese Beschreibung Goeckingks.

Der Besitzer war zu jener Zeit, Ernst Ludwig Christoph von Spiegel zu Desenberg, der auch den Landschaftspark im englischen Stil errichten ließ. Welchen tieferen Sinn und Zweck diese Eremitage diente, liegt wohl noch im Dunkel der Geschichte.

Die Eremitage wurde wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts abgebrochen. Der erhaltene unterirdische Teil besteht aus einem längsovalen Vor- oder Hauptraum mit zwei Kaminnischen. Von diesem gelangt man in einen oktogonalen Raum, dessen Wände halbrunde Nischen aufweisen. Daneben befindet sich ein zweiter Raum auf rechteckigem Grundriss. Alle Räume sind ziegelüberwölbt und verfügen zum Teil über Oberlichter bzw. weisen Abzugsöffnungen für die Kamine auf. Vom eigentlichen Eingang zu dieser Raumfolge zweigt ein Treppenaufgang rechtwinklig ab und bildet einen weiteren Zugang. Im Vorraum befinden sich zwei Torsi, welche wohl als Reste der von Goeckingk um 1778 geschilderten Statuen zu betrachten sind.

Vor der Eremitage befindet sich ein ebener Platz, welcher vermutlich zu einem späteren Zeitpunkt durch die Errichtung einer Stützmauer erweitert wurde. Gegenüber der Eremitage befand sich ursprünglich der Eingang in einen umfriedeten Tannenwald. Dort war die Statue des Einsiedlers aufgestellt, über deren Gestaltung und Verbleib keine Erkenntnisse vorliegen.