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Wenig Beachtung bei den Einwohnern Goslars findet das Grauhofer Brunnen-Museum. Es liegt auch ein wenig versteckt und ist nur ‚Insidern’ bekannt.
Dabei war es die feste Absicht, seines geistigen Vaters, dieses einzigartige Schmuckstück, das seines gleichen in Deutschland sucht, der interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen und nicht nur für die Nachwelt zu sammeln.
Nach einer entsprechenden Kontaktaufnahme mit dem Betrieb „Blaue Quellen Grauhof Brunnen“ ist eine Besichtigung mit fachkundiger Führung – und die sollte man sich schon ‚leisten’ – fast jeder Zeit nach Absprache möglich.
Das Grauhofer Brunnenmuseum entsprang einer Idee des langjährigen (1934-1966) Brunnendirektors Karl von der Bruck. Er sammelte für die Nachkommen Geräte, Maschinen, Dokumente, Etiketten und Werbematerial. Sein Nachfolger, 1967-1977 Heinz Schwartz, hat dieses Museum erweitert, neu gegliedert und in seinem heutigen Aufbau 1978 und 1979 vollendet.
Das Museum zeigt u.a. Stockfüller, Zwillings- und Mehrfachfüller, wie sie zu Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Einsatz waren, ergänzt durch Flaschenwasch- und Etikettiermaschinen, Kohlensäure-Imprägniergeräte und Steingutbottiche, die in weit zurückliegender Zeit für das Ansetzen von Limonaden benötigt worden sind.
Ein Prunkstück ist die original sizilianische Caretta. Dieser einachsige Einspännerwagen ist vollständig handgearbeitet, reich geschnitzt, mit Szenen aus der sizilianischen Volkssage, handbemalt und mit handschmiedeeisernen Beschlägen versehen.
Diese Caretta ist sichtbares Verbindungsglied zu den Silvetta-Limonaden der Blauen Quellen, die seit Jahrzehnten den Eselskarren als unverwechselbares Symbol dieser Getränkereihe auf den Etiketten tragen.
Interessant ist eine Getränkekrug-Flaschensammlung aus vielen Ländern der Erde, die überleitet über Anschauungsmaterial für die alte und moderne Glasflaschenherstellung zu einer umfangreichen Sammlung von Glasgetränkeflaschen in ihrer Entwicklung aus dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts bis zur heutigen modernen Form.
In der gleichen Ausstellungsvitrine ist in den letzten Jahren eine Sammlung aktueller Mineralwasserproduktion aus der gewesenen DDR zusammengetragen, die schon rein äußerlich den Kontrast demonstriert zwischen der Ausstattung von Produkten, die lediglich (wenn vorhanden) zur Verteilung gelangten und solchen, die sich im freien Wettbewerb um die Kaufgunst der Konsumenten bemühen mussten.
Den Mittelraum des Museums füllt das maßstabgerecht aufgebaute Modell der gesamten Grauhöfer Betriebsanlage, in dem sehr deutlich auch die historischen Gebäude herausstechen.
Beachtung verdient ein kleines Ölgemälde, das an den Etiketten-Vitrinen angebracht ist. Es stammt von dem nachmaligen Professor Weinack, der als Assistent von Professor Wislicenus an den großen des Reichssaales der Goslarer Kaiserfalz mitgewirkt, und dieses Gemälde stellt das „Grauhöfer Brunnenmädchen“ dar als Vorlage zu Werbedrucken, wie sie von den Firmengründern zum Einsatz kamen.
GRAUHOF wurde vor dem ersten und zwischen den beiden Weltkriegen in erheblichen Umfang in alle Welt auch exportiert, besonders stark natürlich auch in die damaligen deutschen Kolonien. Hiervon legt die umfangreiche Sammlung von Exportschablonen Zeugnis ab. In weiteren Glasvitrinen werden einmalige Dokumente gezeigt: Kaiserlich-Königliche Patent- und Markenzeicheneintragungen, auch ein Abriss über die Entstehungsgeschichte des Namens „Grauhof“.
An einer Wand, über den Sammlungen verschiedener Flaschenverschlüsse und Druckstöcke, sind die durch Bombenabwürfe im Zweiten Weltkrieg entstandenen Schäden dokumentiert, befinden sich Fotos der Mitarbeiter, die während dieses Krieges ihr Leben lassen mussten sowie eine Fotodokumentation des Grauhof-Brunnens zur Zeit der britischen Besetzung 1945 bis 1948, zusammengestellt von dem damaligen britischen Produktionsleiter Mr. Robertson.
Der hintere Raum des Museums enthält alte Büromaschinen, handgeschriebene Hauptbücher, Kopierpressen und andere Büro-Utensilien. Eine Seitenwand zeigt einen umfassenden Überblick über die einstige Grauhöfer Gastronomie, an der gegenüberliegenden Seite sind 20 Jahre Vortragsveranstaltung in Grauhof dokumentiert, in den Jahren 1957 bis 1977 jeweils eingebettet in die traditionellen Goslarer Kulturtage.
Ein Großplakat ist vom Generalvertreter für das zaristische Russland, der Firma Eugen Bothmann, St. Petersburg, erhalten, der dort bis zum Jahre 1917 den Alleinvertrieb inne hatte. Aus dem Jahre 1922 stammt eine komplette Sammlung vom Goslarer Inflationsgeld.
Neben vielen anderen größeren oder kleineren Sehenswürdigkeiten bildet der im Freien vor dem Museum ausgestellte Treibsatz einer V 2 aus dem zweiten Weltkrieg eine weitere Attraktion. (Diese Raketen, die so genannten Vergeltungswaffen, wurden bekanntlich in unterirdischen Fabriken (= Konzentrationslagern rund um Nordhausen am Kohnstein) im Harz hergestellt. Die Einzelteile gelangten von dem großen Güterbahnhof Grauhof zum Versand zur Endmontage und an ihre Einsatzorte. Transportzüge mit V-Waffen-Teilen befanden sich dort bei Kriegsende im Mai 1945.)
Einige solcher Treibsätze wurden dann von den Mitarbeitern des Grauhof-Brunnens „zweckentfremdet“ als Wasser- und Kohlensäurebehälter in der wieder anlaufenden Produktion der ersten Nachkriegsjahre verwendet.
Wolfgang Janz
Weitere Informationen:
Grauhof Brunnen-Museum
Am Grauhofbrunnen
38644 Goslar
Telefon: 05321/5660