Digitalisiert, barrierefrei und mobil: So macht der Harz sich fit für die Zukunft!

Der Harz, mit seinen tiefen Wäldern, charmanten Fachwerkstädten und historischen Traditionen, steht seit jeher für Natur und Geschichte. Doch während sich auf den Wanderwegen und in den Gassen vieles altbewährt anfühlt, bewegt sich im Hintergrund einiges.

Digitalisierung, Barrierefreiheit und moderne Mobilität sind inzwischen Themen, die nicht nur auf Strategiepapiere gedruckt werden, sondern den Alltag der Menschen zwischen Brocken und Bodetal nach und nach verändern. Es sind keine abstrakten Schlagworte mehr, sondern konkrete Entwicklungen, die in Rathäusern, Bussen und Innenstädten spürbar werden. Und eines ist dabei sicher: Der Harz macht sich bereit für die Zukunft.

Graues Förderband zwischen Glasrahmen bei Nacht

Wenn Amtsgänge plötzlich vom Sofa aus möglich sind

Wer früher einen neuen Personalausweis beantragen wollte, konnte sich auf einen halben Vormittag im Bürgerbüro einstellen. Heute genügt in vielen Fällen ein Klick, denn der Landkreis Harz hat sich auf den Weg gemacht, seine Verwaltung fit für die digitale Welt zu machen. Grundlage dafür ist das umfassende Digitalisierungskonzept, das in enger Abstimmung mit den Kommunen, der Hochschule Harz, lokalen Unternehmen und den Bürgern selbst entstanden ist.

Fünf große Handlungsfelder wurden dabei definiert: digitale Verwaltung, Bildung, Dienstleistungen, Mobilität und Handel. Herzstück ist das sogenannte E-Government, das immer mehr alltägliche Behördengänge auf digitale Plattformen verlagert. Ob Pass, Führerschein oder BAföG-Antrag, vieles wird mittlerweile bequem online erledigt.

Was für Behörden und Bürger neue Freiräume schafft, spiegelt sich auch in anderen Bereichen des digitalen Lebens wider. So verlagern sich längst auch Freizeitaktivitäten zunehmend ins Netz, von Streamingdiensten bis hin zu Angeboten wie Online Casino ohne OASIS. Gab es im Landkreis Harz früher noch viele Spielhallen mit verpflichtender OASIS-Anbindung, haben diese in letzter Zeit immer häufiger dichtgemacht – parallel zum Boom des Glücksspiels im Internet.

Die Hochschule Harz spielt in dieser Entwicklung eine zentrale Rolle, schließlich werden hier Fachkräfte ausgebildet, die den digitalen Wandel in der Verwaltung überhaupt erst möglich machen. Mit Expertise in Prozessmanagement, Change-Management und digitalen Tools sorgen sie dafür, dass Aktenberge bald der Vergangenheit angehören.

Davon profitieren nicht nur die Bürger, die sich Wartezeiten sparen, sondern auch die Verwaltungsmitarbeiter. Denn angesichts eines spürbaren Fachkräftemangels sind effiziente, digitale Prozesse Gold wert. Leicht ist dieser Wandel allerdings nicht. Datenschutzbestimmungen, technische Hürden und gelegentliche Skepsis auf beiden Seiten bremsen mitunter das Tempo. Doch der Fortschritt ist sichtbar und längst kein reines Zukunftsversprechen mehr.

Moderner öffentlicher Nahverkehr

Auf schmalen Landstraßen, durch sanfte Hügel und dichte Wälder schlängeln sich die Busse des Harzes. Doch was früher oft mit spärlichen Fahrplänen und eingeschränkten Verbindungen verbunden war, wird nun mit modernem Konzept neu gedacht. „harzbewegt“ heißt das ambitionierte Modellprojekt, das bis Ende 2025 mit rund 11,8 Millionen Euro gefördert wird. Hier geht es nicht nur um neue Buslinien, sondern um nichts weniger als einen grundlegend neuen ÖPNV.

Kernstück ist der On-Demand-Verkehr. Wer eine Fahrt benötigt, bestellt sie einfach per App oder Telefon. Busse fahren bedarfsgerecht und flexibel, nicht mehr starr nach Taktfahrplan. Das macht Mobilität im ländlichen Raum attraktiver und alltagstauglicher. Ergänzt wird das Ganze durch kontaktloses Ticketing und personalisierte Ticket-Systeme, sodass auch das lästige Kleingeld im Portemonnaie ausgedient hat.

Informationen zu Verbindungen und Fahrzeiten gibt es in Echtzeit, per App oder auf digitalen Tafeln an den Haltestellen. Ein besonderer Fokus liegt auf Barrierefreiheit. Niederflurbusse und angepasste Haltestellen sorgen dafür, dass auch Menschen mit Mobilitätseinschränkungen oder Eltern mit Kinderwagen problemlos unterwegs sein können. Verbesserte Lichtsignalsteuerungen erleichtern zudem die Fahrt durch die Ortschaften.

Das Modell richtet sich an alle Generationen: Junge Familien ohne eigenes Auto, Senioren, die flexibel bleiben möchten, oder Menschen mit Behinderungen. Im Kern geht es darum, Mobilität im Alltag zu ermöglichen und damit letztlich die Lebensqualität im ländlichen Raum spürbar zu verbessern.

Innenstädte im Wandel

Wer mit offenen Augen durch die Städte und Dörfer des Harzes schlendert, erkennt ihn sofort, den Wandel im Stadtbild. Leerstände nehmen zu, klassische Einzelhändler ziehen sich zurück, viele Spielhallen sind längst verschwunden. Eine Entwicklung, die sich vielerorts beobachten lässt, hier aber umso deutlicher spürbar ist. Und doch tut sich etwas.

Mit Projekten wie der Plattform „HARZlocal“ wird versucht, den stationären Handel digital zu stärken. Hier vernetzen sich lokale Händler und Gastronomen, bieten Gutschein- und Bonussysteme an und erhöhen so ihre Sichtbarkeit. 12 Kommunen sind bereits beteiligt. Die erste Infoveranstaltung in Bad Sachsa stieß auf reges Interesse.

Doch Technik allein reicht nicht. Was die Innenstädte brauchen, ist eine neue Aufenthaltsqualität. Gastronomie spielt dabei eine Schlüsselrolle. Es geht um Orte, an denen man sich gerne aufhält, sich trifft, genießt. Wo der Besuch zum Erlebnis wird, das man nicht einfach per Mausklick ersetzen kann. So wandeln sich die Innenstädte langsam von Einkaufsmeilen zu lebendigen Treffpunkten mit mehr Kultur und Kulinarik.

Wie digitale Bildung und barrierefreie Angebote den Alltag bereichern

Damit alle von diesen Entwicklungen profitieren, ist digitale Bildung ein zentrales Thema. Schon in Schulen wird verstärkt auf digitale Kompetenzen gesetzt. Doch auch für Erwachsene gibt es vielfältige Angebote. Von Computerkursen bis zu Smartphone-Schulungen, gerade ältere Menschen finden zunehmend Unterstützung, um digitale Barrieren zu überwinden.

Inklusion steht dabei im Mittelpunkt. Ob Apps oder Websites, die barrierefrei gestaltet werden, oder persönliche Schulungen für Menschen mit Einschränkungen. Ziel ist es, allen Bevölkerungsgruppen die Teilhabe am digitalen Alltag zu ermöglichen. Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sondern ein Werkzeug, das das Leben einfacher machen kann, wenn es richtig eingesetzt wird.

Nicht zuletzt lebt dieser Wandel von der aktiven Beteiligung der Menschen. Bürger, die sich einbringen, Projekte anstoßen, eigene Ideen einbringen, sind unverzichtbar für den Erfolg.

 

Große Ziele, große Herausforderungen

Getragen wird dieser Wandel von vielen Akteuren. Landkreis, Hochschule, Kommunen, Wirtschaft und engagierte Bürger ziehen dabei an einem Strang. Finanziert wird das Ganze durch eine Mischung aus Bundes- und Landesmitteln sowie kommunalen Budgets. Erste Leuchtturmprojekte wurden bis 2023 umgesetzt, das große Mobilitätsprojekt läuft noch bis 2025.

Ganz ohne Stolpersteine verläuft dieser Prozess freilich nicht. Gerade die Koordination zwischen mehreren Bundesländern, denn der Harz erstreckt sich über Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Thüringen, erfordert einiges an Abstimmung. Hinzu kommen Datenschutzanforderungen und ein spürbarer Mangel an Fachkräften, gerade in der IT und Verwaltung.

Manches Projekt benötigt schlicht mehr Zeit als ursprünglich geplant, manche Technik muss nachjustiert werden. Und es gibt weiterhin Skepsis in Teilen der Bevölkerung, gerade bei älteren Menschen oder jenen, die mit neuen Technologien fremdeln.

Doch Digitalisierung im Harz ist kein Strohfeuer, sondern ein langfristiger Prozess. Mit jeder App, jeder digitalisierten Verwaltung und jedem neuen Mobilitätsangebot wächst die Erfahrung und damit die Akzeptanz. Der Weg ist geebnet, die nächsten Schritte sind geplant. Und so entwickelt sich der Harz leise, aber bestimmt zu einem Ort, der Tradition und Moderne auf ganz eigene Weise verbindet.